Editorial Apokalypse

Unsere Zeiten sind von Krisen geprägt, vor kurzem hielt eine Pandemie die Welt fest im Griff, es wüten kriegerische Auseinandersetzungen, Wetterkatastrophen richten erhebliche Schäden an und weisen auf den drohenden Klimawandel hin. Liegt es da nicht nah, apokalyptisch zu denken? In der Popkultur steht ja doch das Wort Apokalypse für Weltuntergang, Katastrophen, Zerstörung.

Dies gilt aber nicht für ein christliches Verständnis von Apokalypse! Hier weist das Wort auf eine besondere Form der Hoffnungserzählung. Denn Gott ist es, der das letzte Wort hat und das Ziel der Geschichte bestimmt: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen und sie werden seine Völker sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ (Offenbarung des Johannes 21, 3.4)

So steht das christliche Verständnis von Apokalypse für eine Hoffnungsperspektive, die nicht einfach die widrigen Kräfte in der Welt ignoriert und nur auf das Gute schaut, die aber angesichts der Katastrophen dennoch an der Hoffnung festhält.

Johannes von Patmos hat in seiner Apokalypse, in seiner Offenbarung, all das Leid, dass die Gemeinde Gottes zu seiner Zeit erfahren musste, in einer bild- und wortreichen Geschichte zum Ausdruck gebracht. Eine große Faszination hatten und haben seine Darstellungen der Katastrophen, des Kampfes der finsteren Mächte auf viele Menschen. Doch der Akzent der Offenbarung des Johannes liegt letztendlich auf der Hoffnungsperspektive, auf der Stadt Gottes bei den Menschen, in der all das Leid ein Ende haben wird.

In diesem Sinne führt die Evangelische Kirche im Rheinland eine Kunstausstellung durch, die den Titel „Apokalypse“ trägt. Das Thema war in der Vergangenheit reich an Anregungen für die bildenden Künste. Das hat sich auch in der aktuellen Ausstellung wieder bestätigt. Namhafte Künstlerinnen und Künstler, Angelika J. Trojnarski, Bettina Mauel, Ursula Molitor, Vladimir Kuzmin, Margareta Hesse, Thomas Baumgärtel und Ernesto Marqueshaben in 6 Kirchen der Evangelischen Kirche im Rheinland
Installationen angefertigt. Sie zeigen, wie fruchtbar die Auseinandersetzung der Kunstschaffenden
mit der Perspektive der Apokalypse ist. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie auch heute angesichts
der Schrecken und bedrohlichen Entwicklungen unserer Zeit, eine Perspektive der Hoffnung aufrecht
erhalten bleiben kann!

Apokalypse Ausstellungskatalog